Vorzeitiger Milchzahnverlust: Diese Platzhalter oder Lückenhalter gibt es
29. September 2022Wenn Kinder auf dem Spielplatz toben oder mit dem Roller rasant um die Ecke sausen, ist es schnell passiert: Ein oder mehrere Milchzähne sind ausgeschlagen. Oft müssen aber auch Milchzähne vorzeitig gezogen werden, weil sie wegen starker Karies nicht mehr zu retten sind. Das Verlieren durch ein Trauma oder die vorzeitige Extraktion können ernsthafte Folgen für die weitere Entwicklung von Zahn und Kiefer haben. Lückenhalter oder Platzhalter können dabei Abhilfe schaffen.
Geht ein Milchzahn mehr als ein Jahr vor dem regulären Durchbruch seines bleibenden Nachfolgers verloren, spricht man von einem vorzeitigen Milchzahnverlust. Eine der häufigsten Ursachen für einen frühzeitigen Milchzahnverlust ist neben Unfällen ein ausgeprägter Kariesbefall. Oft sind hierbei die Backenzähne betroffen und müssen in der Folge vorzeitig vom Zahnarzt entfernt werden. Doch auch benachbarte Zähne können einen vorzeitigen Milchzahnverlust auslösen. Das nennt man unterminierende Resorption und wird vor allem bei den zweiten Milchbackenzähnen beobachtet.
Vorzeitiger Milchzahnverlust führt zu Fehlstellung von Zahn und Kiefer
Wer glaubt, dass ein vorzeitiger Milchzahnverlust nicht so schlimm sei, da sowieso die zweiten Zähne folgen, täuscht sich. Ein vorzeitiger Verlust von Milchzähnen im Frontbereich kann zu Sprachstörungen und einer Zungenfehlfunktion führen. Auch die Optik wird durch einen fehlenden Milchzahn im vorderen Bereich beeinträchtigt.
Ebenso schwerwiegend kann ein vorzeitiger Milchzahnverlust im Bereich der Backenzähne sein. Wenn ein seitlicher, großer Backenzahn (Milchmolar) zu früh verloren geht, kann der Platzverlust zu folgenschweren Veränderungen im wachsenden Kiefer führen und die weitere Zahnentwicklung stören. Häufig kommt es vor, dass sich die benachbarten Zähne in die Lücke bewegen oder in sie „hineinkippen“. Oft wandern die ersten bleibenden Backenzähne (Sechsjahr-Molaren) beim Durchbruch nach vorn, wenn der endständige Milchzahn zu früh verloren geht. Dadurch verengt sich die Lücke und ist für den späteren Durchbruch des bleibenden Zahnes nicht mehr groß genug. Hinzu kommt, dass durch den Platzverlust die oberen und unteren Seitenzähne nicht mehr stimmig ineinandergreifen. Die Kaufunktion wird deutlich gestört. Auch der entsprechende Gegenzahn hat zum frühzeitig verlorenen Milchzahn nun keinen Bisskontakt mehr und kann übermäßig in die Länge wachsen.
Kurzum: Es können Fehlstellungen von Zähnen und Kiefern entstehen, die später kieferorthopädisch zu korrigieren sind.
Lückenhalter als Übergangslösung bei vorzeitigem Milchzahnverlust
Wurde ein Milchzahn vorzeitig verloren, heißt es nun, eine gute Übergangslösung zu finden.
Damit es bis zum Durchbruch des bleibenden Zahns weder zu einem Platzmangel noch zu einem Verlust der sogenannten kieferorthopädischen Stützzone kommt, aus denen Dysfunktionen und Fehlentwicklungen resultieren, werden Lückenhalter eingesetzt. Sie halten die durch den vorzeitigen Milchzahnverlust entstandene Lücke frei, bis der reguläre Durchbruch des bleibenden Zahns erfolgt. Lückenhalter stellen somit eine Übergangslösung dar, damit Zähne und Kiefer trotz vorzeitigem Milchzahnverlust richtig wachsen.
Vorzeitiger Milchzahnverlust: Diese Lückenhalter gibt es
Generell wird zwischen zwei Arten von Lückenhaltern unterschieden – den herausnehmbaren und den festsitzenden Lücken- bzw. Platzhaltern.
1. Herausnehmbare Lückenhalter
Diese Spangen bestehen aus einer Kunststoffbasis und Halteelementen aus Draht. Sie werden meist bei Verlust mehrerer Milchzähne eingesetzt und müssen regelmäßig über Nacht getragen werden. Die losen, d.h. herausnehmbaren Lückenhalter-Zahnspangen werden von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, wenn die entsprechende Notwendigkeit besteht. Im Gegensatz zur kieferorthopädischen Frühbehandlung oder regulären kieferorthopädischen Behandlung, muss vor Behandlungsbeginn kein Heil- und Kostenplan bei der gesetzlichen Krankenkasse zur Genehmigung eingereicht werden.
Lose Kinderprothesen werden eingesetzt, wenn beispielsweise nach einem Unfall die Kaufunktion wiederhergestellt werden muss. Sie ähneln einer herausnehmbaren Zahnspange, die an den Zähnen befestigt wird und haben zusätzlich kleine Zähne aus Kunststoff, damit die Optik und Funktion wieder hergestellt werden.
Bei beiden ist der Erfolg des Offenhaltens der Lücke direkt von der Mitarbeit des Patienten abhängig.
2. Fester Lückenhalter
Festsitzende Lückenhalter kommen hingegen oft bei Einzelzahnlücken zur Anwendung. Sie bestehen meist aus zementierten Bändern mit Drahtschlaufen zur seitlichen Abstützung und werden individuell laborgefertigt. Die festen Lückenhalter werden nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Welche Lückenhalter sind bei vorzeitigem Milchzahnverlust am besten?
Während herausnehmbare Lückenhalter ein ganz normales Zähneputzen ermöglichen, ist die Mundhygiene bei festsitzenden Platzhaltern eingeschränkter. Dafür können herausnehmbare Haltespangen bei Bedarf mit kieferorthopädischen Maßnahmen kombiniert werden.
Welcher Lückenhalter sich individuell am besten eignet, entscheidet der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie oder Kinderzahnarzt. Die richtige Wahl hängt hierbei von der Anzahl der verlorenen Zähne, der Mundhygiene des Patienten bzw. der Zuverlässigkeit der Patienteneltern und von den Kosten ab. Denn während herausnehmbare Lückenhalter von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, ist die festsitzende Variante aus eigener Tasche zu zahlen.
Quellen:
- Das Gesundheitsportal medondo.health
- Indikation und Gestaltung von Lückenhaltern nach vorzeitigem Milchzahnverlust. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO). In: DZZ Heft (59) 2004.
- Indikation und Gestaltung von Lückenhaltern nach vorzeitigem Milchzahnverlust (dgzmk.de)
- Bekes K: Frühzeitiger Milchzahnverlust und Lückenhalter in der Kinderzahnheilkunde. In: ZMK Dez. 2016.
- Bürkle V: Lückenhalter und Kinderprothesen bei Zahnverlust. In: ZWP 2012 (10):60-64.