Piercing im Mund: Cool oder schädlich für Zähne und Zahnfleisch?

22. März 2022

Man trägt sie nicht mehr nur in den Ohren oder an anderen Körperstellen, sondern gerne auch im Mund... Piercings gehören heute zum ganz normalen Schmuckrepertoire – nicht nur bei Jugendlichen. Sie sind „in“, gelten als schick und cool. Doch die metallischen Stecker sind nicht ungefährlich. Der ständige Kontakt mit Zähnen und Zahnfleisch bleibt oft nicht ohne Folgen. 

Ich möchte ein Piercing – was sagt der Zahnarzt dazu? 

Ein Piercing im Mund ist immer ein Gesundheitsrisiko. Nicht nur, weil die Infektionsgefahr gerade im Mundbereich sehr groß ist, sondern auch, weil orale Piercings häufig Schäden an Zahnfleisch und Zähnen verursachen. Aber auch darüber hinaus birgt eine durchbohrte Lippe, Wange oder Zunge Risiken. Deshalb gilt: Piercings im Mundbereich sind aus zahnmedizinischer Sicht problematisch und schädigen auf Dauer den Mundraum!

Welche Gefahren können von Piercings ausgehen?

  1. RISIKEN BEIM STECHEN
    Durch das Einstechen in Zunge oder Lippen können Nerven unwiederbringlich beschädigt werden. Besonders beim Zungenpiercing sind längere Blutungen und starke Schwellungen keine Seltenheit.
  2. PIERCINGS KÖNNEN ALLERGIEN AUSLÖSEN
    Vorsicht außerdem, wenn Sie unter Allergien leiden. Nickelallergien sind heute weit verbreitet. Deshalb wählen Sie ein Piercing aus hochwertigem Titan, einem Edelmetall, das keine Allergien auslöst. 24-karätiges Gold oder Niob versprechen ebenfalls ein weitgehend komplikationsfreies Heilen der Wunde. Daneben werden auch Piercings aus Kunststoff angeboten. Sie sollen, weil weicher, für Zähne und Zahnfleisch weniger schädlich sein. Zum Thema, wie hoch das Allergierisiko bei diesen Materialien ist, gibt es aktuell jedoch noch keine fundierten Aussagen.
  3. PIERCINGS KÖNNEN ZÄHNE UND ZAHNFLEISCH SCHÄDIGEN
    Auf Dauer schaden Piercings im Mund Zähnen und Zahnfleisch, da sind sich Zahnmediziner einig. Im Mundbereich werden Piercings meist an Lippen, Lippenbändchen, Zunge, Zungenbändchen oder Wange gesetzt. Aber gerade dort sind Komplikationen und langfristige Nebenwirkungen häufig. Dabei macht es kaum einen Unterschied, wo genau sich das Piercing befindet.

 

Bei Zungenpiercings schlägt das Metall beim Sprechen, Kauen und generell bei Bewegungen der Zunge immer wieder gegen die Zähne. Dadurch entstehen auf Dauer feine Risse im Zahnschmelz. Das erhöht das Kariesrisiko. Schlimmstenfalls können Zähne auch abbrechen. Auch Kronen und Brücken überstehen das Piercing selten unbeschadet.

Hat man das Piercing in der Unterlippe, drückt der Piercing-Knopf gegen das Zahnfleisch, was zum Rückgang des Zahnfleischs und des darunterliegenden Knochens führen kann. Sind mit der Zeit nicht mehr genügend Zahnfleisch und vor allen Dingen Knochen vorhanden, fehlt den Zähnen der Halt, was schlimmstenfalls zum Zahnverlust führen kann.

Das Gleiche gilt für Lippenbändchenpiercings: Auch hier sind Schäden an Zähnen, Zahnfleisch und Kieferknochen auf Dauer kaum zu vermeiden.

Worauf sollte man bei einem Piercing im Mund achten?

Das beste Piercing im Mund ist das, das man sich gar nicht erst stechen lässt. Wenn Sie es dennoch nicht lassen können, setzen Sie zumindest auf Qualität. Finger weg von günstigen Angeboten mit einer Bolzenschusspistole. Auch wenn dabei das Stechen kaum Schmerzen bereitet und schnell geht, bergen Keimrückstände an den Bauteilen eine hohe Infektionsgefahr. Das professionelle Stechen mit einer sterilen Nadel ist daher die bessere Alternative. Professionelle Piercer sollten zudem wissen, auf welche Weise sie ihre Arbeit besonders zahnschonend durchführen können und wann besonderes Fingerspitzengefühl nötig ist. Eine zahnschonende Alternative aus Dentalkunststoffen zeichnet zudem ein empfehlenswertes und professionelles Studio aus.

Mundhygiene bei Piercings 

Wenn Sie dennoch nicht auf ein Piercing im Mundbereich verzichten möchten, müssen Sie dieses so sauber wie möglich halten und auf eine außergewöhnliche Mundhygiene achten. Außerdem sollten Sie Zähne und Zahnfleisch regelmäßig zahnärztlich untersuchen lassen, damit bei den ersten Anzeichen einer Schädigung das Piercing auch sofort entfernt werden kann.

Zahnärzte und Kieferorthopäden raten von Piercings im Mund ab I Quelle: pexels

Piercing im Mund und Zahnspange? Das geht gar nicht!

Wenn Sie eine Zahnspange tragen, sollten Sie überlegen, was ist wichtiger: Gesundheit oder Schönheit? Viele Kieferorthopäden lehnen mittlerweile eine Behandlung bei Patienten mit Zungenpiercings ab, da bei ihnen die Zunge ein verändertes Bewegungsmuster aufweist – und dadurch der Behandlungserfolg infrage gestellt wird.

DESHALB:

Wenn Sie auf ein Piercing im Mund dennoch nicht verzichten möchten, lassen Sie sich zuvor unbedingt von Ihrem Zahnarzt oder Kieferorthopäden fachkundig beraten und informieren Sie sich ausführlich über etwaige Risiken und Nebenwirkungen.

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • Stein T, Jordan JD. Health considerations for oral piercing and the policies that influence them. Tex Dent J. 2012 Jul;129(7):687-93. PMID: 22916527.
  • Plessas A, Pepelassi E. Dental and periodontal complications of lip and tongue piercing: prevalence and influencing factors. Aust Dent J. 2012 Mar;57(1):71-8. doi: 10.1111/j.1834-7819.2011.01647.x. PMID: 22369561.
  • Ibraheem WI, S Preethanath R, Devang Divakar D, Al-Askar M, Al-Kheraif AA. Effect of tongue piercing on periodontal and peri-implant health: A cross-sectional case-control study in adults. Int J Dent Hyg. 2021 Mar 26. doi: 10.1111/idh.12499. Epub ahead of print. PMID: 33773044.